Prospektive, nicht-interventionelle Beobachtungsstudie und Patientenbefragung
(Nur für Praxen mit kassenärztlicher Zulassung)
Antibiotika zählen zu den wichtigsten medizinischen Errungenschaften und sind in der modernen Medizin unverzichtbar. In Deutschland entfielen 2019 insgesamt 34 Millionen Verordnungen im Wert von 766 Millionen Euro auf Antibiotika, das entspricht etwa jeder 20. ambulanten Verordnung in der gesetzlichen Krankenversicherung.
Bereits 1942, nur drei Jahre nach der klinischen Erstanwendung von Penicillin, berichteten erste Studien über antimikrobielle Resistenzen (AMR), aber erst ab 1990 wurde man sich der Gefahren für die öffentliche Gesundheit bewusst. Im Jahr 2019 erklärte die Weltgesundheitsorganisation AMR zu einer der zehn größten Bedrohungen für die globale Gesundheit.
Seit 2016 hat der Gemeinsame Bundesausschuss drei Modellprojekte für einen sensibleren Umgang mit Antibiotika zur Vermeidung und Bekämpfung einer AMR gefördert. Zwei Projekte wurden nach ihrem Abschluss 2021 (RESIST) bzw. 2022 (ARena) zur Übernahme in die Regelversorgung empfohlen; das dritte (ElektRA) beendete im Dezember 2023 seine klinische Phase. Mittlerweile ruft auch die Bundesregierung im Rahmen des One-Health-Ansatzes zu einem achtsamen und ganzheitlichen Denken im Umgang mit Antibiotika auf. Daher ist jetzt der richtige Zeitpunkt, das Potential einer Leitlinien-gerechten Therapie auf den Einsatz von Antibiotika zu untersuchen.
Hierzu benötigen wir Ihre Unterstützung! In der klinischen Praxis erfolgt eine Antibiotika-Verordnung am häufigsten bei HNO-Infektionen. Wir wollen untersuchen, wie häufig Patientinnen und Patienten mit unkomplizierten Infektionen der oberen Atemwege und akuter Otitis media in hausärztlichen, pädiatrischen und HNO-Praxen Antibiotika verordnet werden. Entsprechende Untersuchungen wurden bereits Anfang der 2000er Jahre durchgeführt, und zwar parallel in konventionellen bzw. homöopathisch oder anthroposophisch ausgerichteten (H/A-)Praxen. Damals wurden bei Patientinnen und Patienten in Praxen, in denen auf eine Verordnung von Antibiotika zugunsten von H/A-spezifischen Arzneimitteln großteils verzichtet wurde, keine Einschränkungen im Heilungsverlauf beobachtet; eher verlief die Heilung teilweise rascher als unter konventioneller Behandlung.
Wir wollen nun untersuchen, ob konventionelle Praxen unter Befolgung der aktuellen Leitlinien das volle Potential für einen bestmöglichen Therapieverlauf ausschöpfen können.
Im Hinblick auf die beschränkten Ressourcen im Gesundheitswesen und der wirtschaftlichen Bedeutung auch geringer Unterschiede in den Therapiekosten der oben genannten Diagnosen sollen zugleich die direkten und indirekten Kosten ermittelt und zwischen den Praxistypen verglichen werden.
Die Studie soll die Versorgungsrealität in den Praxen abbilden und erfordert daher keine studienspezifischen Interventionen bzw. Diagnostiken oder Untersuchungen, die über die Routineversorgung hinausgehen. Klinisch werden nur Daten aus der Patientenakte erhoben. Parallel dazu füllen die Patientinnen und Patienten während der Visite einen Fragebogen zur Lebensqualität und sieben Tage später einen Fragebogen (online oder auf Papier) zu Gesundheitszustand, Therapiecompliance und möglichen Nebenwirkungen der medikamentösen Therapien aus. Ab dem Tag der Visite bis zum vollständigen Abklingen der Symptome, längstens jedoch vier Wochen, beantworten die Patientinnen und Patienten täglich vier Fragen zu Hauptbeschwerden und Allgemeinbefinden, bevorzugt über eine App oder auf einer studienspezifischen Webseite.